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6-Minuten-Gehtest
Der 6-Minuten-Gehtest (Synonyme: 6MGT; 6-min-walk distance, 6MWD) ist ein standardisiertes Verfahren zur objektiven Beurteilung, zur Bestimmung des Schweregrades sowie zur Verlaufsbeurteilung einer Belastungseinschränkung, die auf kardiopulmonale Ursachen zurückzuführen ist.
Dabei spielt die Beurteilung der Wirksamkeit von therapeutischen Maßnahmen, körperlichem Training sowie der Erfolg einer invasiven operativen Maßnahme ebenfalls eine wichtige Rolle.
Mithilfe dieses Belastungstests kann außerdem eine Aussage über die Prognose der betreffenden Erkrankung getroffen werden.
Primär ist der 6-Minuten-Gehtest für die Evaluation (Bewertung) der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) entwickelt worden.
Zielsetzung des 6-Minuten-Gehtests
Der 6-Minuten-Gehtest dient als objektives Messverfahren zur Bewertung der körperlichen Leistungsfähigkeit, insbesondere in Bezug auf die kardiopulmonale Funktion.
Er wird primär eingesetzt, um den Schweregrad und die Verlaufsentwicklung von Erkrankungen wie COPD, Herzinsuffizienz, Lungenfibrose und pulmonal-arterieller Hypertonie zu beurteilen.
Ferner ist er hilfreich, um die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen einschließlich Rehabilitation, körperliches Training und operative Eingriffe zu evaluieren und prognostische Aussagen, über den Krankheitsverlauf zu treffen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Verlaufsbeobachtung sowie Schweregradeinschätzungen der folgenden Erkrankungen (beispielhaft):
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Herzinsuffizienz (Herzschwäche) – Massive Einschränkung der Herzleistung, die auf eine Erkrankung des Herzens oder auch der Lunge zurückzuführen ist.
Lungenfibrose – Erkrankung des Lungengewebes, die durch verstärkte Bildung von Bindegewebe zwischen den Alveolen (Lungenbläschen) und den sie umgebenden Blutgefäßen gekennzeichnet ist; es gibt zahlreiche Krankheitsbilder, die zu einer Lungenfibrose führen können.
Pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) – Lungengefäßhochdruck, der entweder ohne erkennbare Ursache (wie die idiopathische pulmonal arterielle Hypertonie, IPAH) auftritt oder aber sich im Rahmen einer anderen Erkrankung wie z. B. einer Leberzirrhose oder bestimmter angeborener Herzerkrankungen manifestiert. Im Rahmen dieser Erkrankungen kommt es zu einem Anstieg des Gefäßwiderstandes innerhalb des Lungengefäßkreislaufes und in der Folge zu einem Anstieg des Blutdruckes innerhalb desselben. Im Verlauf führt diese Veränderung zu einer vermehrten Belastung des rechten Herzens (rechte Herzkammer, rechter Vorhof). Die Ursachen für diese Erkrankung sind vielfältig und umfangreich, sodass sie hier nicht näher beleuchtet werden.
Zudem können Therapieeffekte z. B. innerhalb einer Rehabilitation beurteilt und in der Folge optimiert werden.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Gehbehinderung
Fehlende Compliance des Patienten
Zudem ist im Rahmen jeder Erkrankung, die durch körperliche Belastung verschlimmert wird, die Durchführung eines Belastungstests kontraindiziert (z. B. Myokardinfarkt – Herzinfarkt).
Das Verfahren
Der 6-Minuten-Gehtest beurteilt die körperliche Leistungsfähigkeit eines Patienten:
Der Test ermittelt die Gehstrecke, die der Patient innerhalb von 6 Minuten auf ebenerdigem Terrain und definierter Strecke zurücklegt.
Dabei sollte möglichst die längste Gehstrecke angestrebt werden.
Optimal für die Durchführung ist ein Rundweg von 25 m Länge, da zu kurze Gehstrecken das Ergebnis beeinträchtigen können.
Zunächst wird der Patient mittels eines standardisierten Informationstextes instruiert, dass er die für ihn längste, innerhalb der 6 Minuten mögliche, Strecke laufen bzw. gehen muss.
Vor dem Gehtest sollte eine Ruhephase von ca. 5 Minuten eingehalten werden, währenddessen weder gelaufen noch geredet werden sollte.
Während des Gehtests sind Tempowechsel und Pausen erlaubt, der Patient bestimmt seine Geschwindigkeit selbst.
Die Zuhilfenahme notwendiger Gehhilfen oder Unterstützung durch eine weitere Person sind erlaubt.
Der Patient sollte motiviert werden, die für ihn maximale Leistung zu erreichen.
Die Gehstrecke wird in Metern erfasst, zudem werden folgende Vitalparameter mittels Pulsoxymetrie erhoben:
Atemfrequenz
Pulsfrequenz
Sauerstoffsättigung (SpO2) (Wert, der beschreibt, welcher Anteil des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) im Blut mit Sauerstoff beladen ist und eine Aussage über die Effektivität der Sauerstoffaufnahme durch die Lunge zulässt.)
Zusätzlich wird der Blutdruck gemessen.
Vor und nach der Untersuchung wird eine Blutgasanalyse (BGA; Bestimmung der Blutgase, des Blut-pH-Wertes sowie der Elektrolyte aus einer Blutprobe) durchgeführt.
Weiterhin wird vor und nach dem Gehtest die subjektiv empfundene Atemeinschränkung des Patienten mittels der sogenannten Borg-Skala ermittelt.
Die Borg-Skala ist ein Bewertungsverfahren zur Evaluation des Schweregrades einer Dyspnoe (subjektive Atemnot), das in der Kardiologie (Herzheilkunde), Pulmologie (Lungenheilkunde) und in der Sportmedizin eingesetzt wird.
Die Bewertung erfolgt entweder durch einen Arzt mithilfe eines Patienten-Interviews oder durch den Patienten selbst durch einen Fragebogen.
Die Borg-Skala erfasst die während der letzten 24 Stunden empfundene Atemnot in einer Skala von 1-10.
Die Beurteilung der Gehstrecke erfolgt mittels der sogenannten Vorhersageformel von Troosters.
Diese Formel dient der Ermittlung eines Sollwertes, der mit dem Istwert des Patienten verglichen wird.
In die Berechnung fließen Alter, Gewicht, Größe sowie Geschlecht ein:
6 MWD (m) = 218 + (5,14 x Größe [cm] – 5,32 x Alter [Jahre]) – (1,8 x Gewicht [kg] + 51,31 x Geschlecht [Frauen: 0; Männer: 1])
Prognostisch ist der Vergleich mit Normwerten gesunder Probanden wegweisend: Trainierte Gesunde gehen über 1.000 m, Untrainierte gehen ca. 700-800 m innerhalb der 6 Minuten, die Leistungsfähigkeit von Frauen ist etwas geringer als die der Männer. Liegt die Gehstrecke unter 300 m, ist von einer Einschränkung der Prognose auszugehen.
Mögliche Befunde
Gehstrecke und Vitalparameter: Die im Test zurückgelegte Distanz sowie die währenddessen gemessenen Vitalparameter (Atemfrequenz, Pulsfrequenz, Sauerstoffsättigung, Blutdruck) geben Aufschluss über die Belastbarkeit und die kardiopulmonale Reserve des Patienten.
Vergleich mit Normwerten: Die ermittelte Gehstrecke wird mit den durch die Vorhersageformel von Troosters berechneten Sollwerten verglichen, die Alter, Größe, Gewicht und Geschlecht berücksichtigen. Eine signifikante Abweichung von diesen Werten, besonders eine Strecke unter 300 Metern, weist auf eine erhebliche Einschränkung der Prognose hin.
Subjektive Symptombewertung: Vor und nach dem Test wird die subjektive Empfindung der Atemnot mittels Borg-Skala bewertet, die eine wichtige ergänzende Information zur objektiven Leistungsfähigkeit bietet.
Mögliche Komplikationen
Unter Beachtung der Kontraindikationen sind in der Regel keine Komplikationen zu erwarten.
Körperliche Erschöpfung limitiert die Untersuchung, ist der Patient zu erschöpft, sollte die Untersuchung abgebrochen werden.
Weitere Hinweise
Bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und einigermaßen intakten Kniegelenken ist auch der EIn-Minuten-Aufstehttest zur Bestimmung der pulmonalen Leistungsfähigkeit aussagekräftig [1].
Autoren: Dr. med. Werner G. Gehring
Letzte Aktualisierung: 18.04.2024
Quelle:
https://www.gesundheits-lexikon.com/Medizingeraetediagnostik/Lunge/6-Minuten-Gehtest
Gibt es auch als APP
https://play.google.com/store/apps/details?id=at.ac.ait.his.smwt&pcampaignid=web_share
Warum macht uns schwüles Wetter so schlapp?
Wenn Wärme auf Luftfeuchtigkeit trifft, oder warum macht uns schwüles Wetter so schlapp
Dieser Artikel ist für normale Menschen geschrieben.
Der untenstehende Absatz mit dem Sauerstoffgehalt bei hoher Luftfeuchte erklärt warum wir schlecht Luft bekommen. Es ist weniger Sauerstoff in der Umgebungsluft. Und das merken ganz viele mit Lungenproblemen.
[…]
Denn die Hitze ist eine gesundheitlich Belastung – vor allem für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen.
Gerade schwülwarme Temperaturen würden sie als unangenehm empfinden, sagt Andreas Matzarakis, Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Und auch Jüngeren macht das schwüle Wetter zu schaffen. Aber woran liegt das?
[…]
Unabhängig von der Luftfeuchtigkeit kommt bei Hitze noch erschwerend hinzu, dass bei der Atmung weniger Sauerstoff in die Lunge gelangt.
Denn in warmer Luft ist der Abstand zwischen den Sauerstoffmolekülen größer als in kalter, das bedeutet, ein Liter Atemluft enthält weniger Moleküle.
Noch weniger Sauerstoff atmen wir ein, wenn die Luft schwülwarm ist.
Dann sind wegen der hohen Luftfeuchtigkeit noch zahlreiche Wasserstoffmoleküle in der Luft enthalten, die den Sauerstoff zusätzlich verdrängen.
Quelle:
https://www.rnd.de/gesundheit/warum-macht-schwueles-wetter-schlapp-und-was-hilft-dagegen-YQ3HKMFTANEUHKHE3LTSGCILGU.html
Reflektorische Atemtherapie (RAT)
Die Reflektorische Atemtherapie (RAT) ist eine manuelle Behandlungsform, die über gezielte Reizgriffe die Atembewegungen reflektorisch bahnen und vertiefen soll. Das Ziel ist eine unwillkürliche, spontane und reflektorische Atemlenkung und Atemintensivierung. Nach der Applikation von heißen Kompressen werden durch Reizgriffe, Dehn – und Druckimpulse die Atemreflexe provoziert und durch das Lösen von Blockaden des Atemflusses ausgewogene Muskelspannungsverhältnisse, freie Beweglichkeit von Wirbelsäule und Gelenken und ein gesunder Atemtrakt gefördert. Hinterher kann durch eine gezielte, aktive Atemgymnastik der Behandlungserfolg unterstützt werden.
Reflektorische Atemtherapie bedeutet, die Atmung als eine unbewusste, sich selbst regulierende Aktivität des Körpers bewusst wahrzunehmen.
Oft verändert sich die Atmung zu einer kontrollierten Funktion in unserem Alltag und wir verlieren das Gefühl für das Geschehenlassen, das Atmen – Lassen.
Frau Liselotte Brüne hat die Reflektorische Atemtherapie, die ursprünglich von Dr. med. J. Ludwig Schmitt allgemein als Atemtherapie ( „Atemheilkunst“ ) entwickelt und angewandt worden ist, als physiotherapeutische Behandlung über Jahrzehnte für die Krankengymnastik/Physiotherapie weiterentwickelt und als „Reflektorische Atemtherapie“ etabliert.
Die Reflektorische Atemtherapie beeinflusst durch gezielte Reizsetzungen die Form des Atembewegungsablaufes. Mittels Druck-, Schmerz- und Dehnungsreizen wird eine nervöse Steuerung stimuliert, wodurch es zu einer unwillkürlichen Veränderung des Atembewegungsablaufes kommt. Ziel der Behandlung ist die Herstellung eines Normotonus der Atem- und Atemhilfsmuskulatur und des beteiligten Bindegewebes. Von allen Regionen des Körpers, die mit entsprechenden Rezeptoren ausgerüstet sind, kann auf die Regulation der Atemform Einfluss genommen werden. Hauptindikator für die Wirkung nach L. Brüne der Reizsetzung ist die zu beobachtende Zwerchfellbewegung.
Eingesetzt werden die “heissen Kompressen” (modifizierte Heiße Rolle), manuelle Techniken und therapeutische Übungen. Die Reflektorische Atemtherapie ist ein Behandlungskonzept, mit dem Physiotherapeuten/innen sowohl „den Atem therapieren können“ als auch über die Beeinflussung des Systems der Atmung auf Körper und Seele.
Der Mensch wird in seiner Gesamtheit be-hand-elt.
Die Indikationen für die Reflektorische Atemtherapie sind:
- Obstruktive Ventilationsstörungen (z.B. Asthma bronchiale, Emphysem, chron. Bronchitis)
- COPD – Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
- Restriktive Ventilationsstörungen (besonders bei verminderter Thoraxdehnbarkeit)
- Störungen des Bewegungsapparates
- Reflektorische Atemtherapies (z.B. Wirbelsäulensyndrome, Ischialgie, Lumbalgie, Arthrose, Schulter-Arm-Syndrom)
- Störungen der Inneren Organe (z.B. Beschwerden des Magen-und Darmtraktes)
- Psychosomatische Erkrankungen
- Intensivmedizin
Quelle: Dorstfelder Bad
https://www.dorstfelder-bad.de/therapieschwerpunkte/reflektorische-atemtherapie
Weiter Informationen finden Sie unter Reflektorische Atemtherapie